Kinder im Kunstverein – Künstler in der Schule
Nachhaltig soll sie sein, die zeitgemäße Kunstvermittlung. Den Blick schärften und einen Zugang schaffen, möglichst im Dialog miteinander und im Rahmen langfristiger Projekte... Doch um dieses Ideal wirklich realisieren zu können, braucht es neben der Kunst selbst und engagierten Kunstvermittlern vor allem Lehrer und Schulen, die bereit sind Unterrichtszeit zu „opfern“, Energie in Experimente zu stecken und die Schüler zu motivieren.
Genau das schafft Angela Gelhaar mit Unterstützung der Christophorusschule und anderer Partner nun bereits seit fünf Jahren mit ihrem Kunstvermittlungsformat „Künstler in der Schule“.
Der Kunstverein Braunschweig ist sehr stolz an drei von fünf Projekten mitgewirkt zu haben. Als Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst sind wir besonders gefordert, Menschen jeden Alters die Ausstellungen näher zu bringen und zu zeigen, dass sich Kunst nicht dem Leben entzieht, sondern sich vielmehr direkt mit ihm auseinandersetzt und unsere Wahrnehmung schärft. Zur Vorbereitung und Durchführung der Ausstellungen arbeiten wir eng mit den Künstlern zusammen. So war es nicht schwer drei Künstler für das Projekt „Künstler in der Schule“ zu gewinnen: Armin Böhm (im Jahr 2009, Malerei), Claudia Kapp (im Jahr 2011, Installation und Film) und Adrian Williams (im Jahr 2012, Fotografie, Film & Performance).Ganz unterschiedliche Themen und Medien standen somit im Zentrum der Workshops.
Armin Böhm beispielsweise nahm die Schülerinnen und Schüler gleich mit in die Ateliers der Hochschule für Bildende Künste, um dort mit ihnen professionell an der Staffelei kreativ zu werden und ihnen zu zeigen, welche Effekte sich mit verschiedenen Farbschichten erzeugen lassen.
Adrian Williams kam gleich mit zwei Theaterpädagoginnen vorbei und experimentierte mit den SchülerInnen zum Thema Sound-Performance. Außerdem brachte sie ihr eigenes kleines Fotoarchiv mit, das Bestandteil von Text-Bild-Collagen wurde.
2011 fand zur Ausstellung von Claudia Kapp ein ganz spezielles Langzeit-Projekt statt. Neben mehreren Terminen in der Ausstellung – die sich mit Licht, Dunkel und dem Zwielicht, dem Dazwischen beschäftigte – arbeitete die Künstlerin zusammen mit den Schülern in der Schule an „Materialbildern“ zum Thema und stand danach im Interview Rede und Antwort. Das Thema „Licht und Schatten“ begleitete die SchülerInnen einige Monate lang durch verschiedene Workshops und Unterrichtseinheiten hindurch. Das freie, kreative Arbeiten mit der Kamera ermöglichte ihnen ihren „typischen“ Alltag in Deutschland einmal auf andere Weise zu beobachten.
Durch die Kooperation mit der „Casa do Rio“ in Brasilien, die von den Künstlern Thiago Cavalli Azambuja und Diogo Bo ins Leben gerufen wurde, erhielt das Projekt auch eine interkulturelle Ebene. Durch die Kinder im Amazonasgebiet von Careiro Castanho am Tupana Fluss, lernten die deutschen SchülerInnen einen völlig anderen Alltag kennen, den die brasilianischen Kinder zuvor in eindrucksvollen Bildern mit der Filmkamera festgehalten hatten. Alle Filme wurden in einer finalen Präsentation in der Ausstellung von Claudia Kapp im Kunstverein gezeigt. Hier konnten gleich fünf Filme nebeneinander abgespielt werden, so dass sich neben den Unterschieden auch viele Parallelen zwischen den Ländern entdecken ließen. Im Sommer 2012 konnten dann sogar alle Ergebnisse dieses umfangreichen Projekts in der Schule einem größeren Publikum präsentiert werden.
Neben Besuchen in den jeweiligen Ausstellungen im Kunstverein und dem praktischen Arbeiten vor Ort, war selbstverständlich das Zusammentreffen mit den Künstlern ein unvergesslicher Höhepunkt für die Kinder. Neben allen Inhalten, die in den Workshops vermittelt wurden, war es besonders interessant für die SchülerInnen Persönliches zu erfahren: „Wie wird man überhaupt Künstler? Wie ist das Leben eines Künstlers? Und wie weiß man, dass man Künstler werden will?“ Gerade dieser Austausch zwischen Kindern, Künstlern und Kunstvermittlern an schulischen und außerschulischen Orten erzeugt eine ganz einzigartige Atmosphäre, in der die SchülerInnen ein freieres und persönlicheres Verhältnis zur Kunst aufbauen können. Denn Kunst ist ebenso vielseitig wie die Persönlichkeiten, die hinter und vor (!) den Werken stehen.
Nina Mende
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